sábado, 12 de febrero de 2011

EGIPTO: DIE ZEIT

NACH MUBARAKS RÜCKTRITTAufbruch in Ägypten

Im ganzen Land wird Mubaraks Rücktritt bejubelt. Die Demonstranten des Tahrir-Platzes fordern Erklärungen vom Militär: Wie soll der Übergang zur Demokratie funktionieren?

Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo bejubeln den Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak

Am Tag eins nach dem Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Mubarak kehrt in Kairo allmählich wieder Normalität ein. Seite an Seite entfernten Soldaten und Anwohner Straßensperren und Betonblöcke am Tahrir-Platz. Mit Triumphgesängen, Hupkonzerten, Autokorsos und Feuerwerk hatten die Ägypter zuvor die ganze Nacht hindurch Mubaraks Rücktritt gefeiert. Am Samstagmorgen tanzten auf dem Tahrir-Platz in der Hauptstadt Kairo immer noch zahlreiche Menschen. Sie schwenkten ägyptische Fahnen und hielten auf einer nahegelegenen Brücke Autos an, um mit den Fahrern zu feiern.

"Oh Morgen des Sieges", rief ein Jugendlicher. "Das ist eine große Feier, wir sind wie neugeboren", sagte Ussama Tufik Saadallah, ein 40 Jahre alter Agraringenieur. "Das ist das Ende der Ungerechtigkeit. Im Vergleich zu anderen Ländern waren wir im Rückstand, jetzt besitzen wir im Ausland, in der arabischen Welt, hohes Ansehen." Der Oppositionspolitiker und Friedensnobelpreisträger Mohammed El Baradei sagte laut BBC: "Das ist der schönste Tag meines Lebens."

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak begrüßt. [Video kommentieren]

Viele Menschen hatten erneut auf dem Tahrir-Platz – zentraler Ort und Symbol der 18 Tage langen Proteste gegen Mubarak – übernachtet. Viele andere machten die ganze Nacht kein Auge zu. Bei Tagesanbruch beteten Tausende auf dem Platz: Ein feierlicher Moment, sagten Augenzeugen.

Noch ist unklar, wie lange die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz bleiben wollen. Viele der Demonstranten hatten in der Nacht zum Samstag erklärt, dass sie jetzt klare Aussagen von der Militärführung erwarteten. Diese müssten Aufschluss über einen konkreten Fahrplan zu fairen und demokratischen Wahlen und zur Übergabe der Macht an eine künftige gewählte Regierung geben.

Mubarak hat sich mit seiner Familie in seine Residenz im Sinai-Badeort Scharm el Scheich zurückgezogen. Mehr als eine Million Menschen hatten am Freitagnachmittag gegen ihn demonstriert, bis Vizepräsident Omar Suleiman im staatlichen Fernsehen den Rücktritt des Präsidenten erklärte. Noch am Donnerstag hatte dieser sich geweigert, sein Amt aufzugeben. Dass Vizepräsident Suleiman einen Teil der Vollmachten Mubaraks übernahm, ging der Opposition nicht weit genug.

Der Rücktritt des 82-jährigen Präsidenten zeichnete sich am Mittag ab, als Augenzeugen berichteten, ein Hubschrauber sei vom Präsidentenpalast im Kairoer Stadtteil Heliopolis aus abgeflogen. Wenig später landete Mubarak im Badeort Scharm el Scheich.

US-Präsident Barack Obama begrüßte Mubaraks Rücktritt. Die Stimme des Volkes sei gehört worden. "Aber dies ist kein Ende, das ist ein Anfang", sagte Obama in Washington. Es stünden sicher schwierige Tage bevor, an deren Ende "echte" Demokratie stehen müsse. Der US-Präsident rief das ägyptische Militär auf, die Rechte des Volkes zu achten. Er forderte die Aufhebung des Ausnahmezustandes sowie Verfassungsänderungen, die den Weg zu freien und fairen Wahlen ebneten.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich sehr erfreut. "Wir sind alle Zeugen eines historischen Wandels", sagte sie in Berlin. Sie wünsche den Ägyptern eine Gesellschaft "ohne Korruption, Zensur, Verhaftung und Folter". Die Entwicklung in Ägypten müsse jetzt unumkehrbar gemacht und friedlich gestaltet werden. "Am Ende müssen freie Wahlen stehen." Außenminister Guido Westerwelle erklärte: "Wir freuen uns, dass der Weg frei ist für einen politischen Neuanfang." Die Bundesregierung sei bereit, im Rahmen einer engen Partnerschaft beim demokratischen Wandel zu helfen.

Die EU zeigte sich erleichtert. Mubarak habe auf das ägyptische Volk gehört, betonte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und sicherte Unterstützung zu. Sie forderte, schnell Wahlen vorzubereiten. "Ich erwarte von den jetzigen Machthabern, dass sie einen Plan vorlegen, wie sie diese vorbereiten wollen", sagte Ashton in einem am Samstag vorab veröffentlichten Gespräch mit dem Spiegel. "Die Übergangsphase sollte nicht länger als ein paar Wochen, höchstens einige Monate dauern."

Die EU-Außenbeauftragte kündigte an, nach Kairo zu fliegen und dort auch mit den Muslimbrüdern zu reden. "Ich werde mit allen Vertretern der Opposition sprechen", sagte Ashton. Der Erfolg der Wahlen hänge davon ab, dass sie von der gesamten Gesellschaft getragen würden. "Alle, auch die Muslimbrüder, müssen in diesen Prozess einbezogen werden." Die Muslimbrüder gelten als die größte Kraft der Opposition in Ägypten.

Die Schweizer Regierung kündigte unterdessen an, mögliche Konten des Mubarak-Clans ausfindig zu machen und dann zu sperren. Eine entsprechende Verordnung sei von der Regierung angeordnet worden, sagte Außenministerin Micheline Calmy-Rey am Freitag. Medienberichten zufolge soll der Mubarak-Clan mehr als 40 Milliarden Dollar angesammelt haben. Wie viel davon auf Schweizer Banken gelandet ist, bleibt noch ungewiss.

Kremlchef Dmitri Medwedew rief die Ägypter zu Frieden und Harmonie zwischen den Religionen auf. "Ein starkes demokratisches Ägypten ist ein wichtiger Faktor für den Friedensprozess im Nahen Osten", sagte er.

MEHR ZUM THEMA

· NEWS-BLOG Das Ende einer Ära

· ROLLE DES MILITÄRS Auf die Generäle kommt es an

· HOSNI MUBARAK Der Pharao ist verjagt

SCHLAGWORTE

Ägypten | Hosni Mubarak |Protest

China hat im Gegensatz zu den westlichen Ländern zurückhaltend auf den Machtwechsel in Ägypten reagiert. Die Regierung in Peking habe den Wandel genau verfolgt und hoffe, dass die jüngste Entwicklung dem Land helfe, zu Stabilität und Normalität zurückzukehren, erklärte das Außenministerium am Samstag. China gehe davon aus, dass die freundschaftlichen Beziehungen zu Ägypten auf gesunde und stabile Art fortgeführt würden.

In dem ersten größeren Bericht der chinesischen Staatsmedien zum Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak warnte die Zeitung China Daily vor einer Einmischung aus dem Ausland. Nach dieser außergewöhnlichen Entwicklung müsse alles getan werden, um Stabilität und Ordnung zu sichern, hieß es in dem Blatt. "Jeder politische Wandel wäre bedeutungslos, wenn das Land am Ende ein Opfer von Chaos wird." Dies sei auch eine Gefahr für Frieden und Stabilität in der ganzen Region. Im Staatsfernsehen wurde der Rücktritt Mubaraks ohne Kommentar vermeldet. Bilder von den jubelnden Menschenmassen in Kairo wurden nicht gezeigt.

No hay comentarios:

Publicar un comentario