domingo, 14 de agosto de 2011

POR AMOR A UNA CHICA DE 16 AÑOS

CDU-Kandidat hat Schluss gemacht

Nach Bekanntwerden seiner Liaison mit einer 16-Jährigen steht Christian von Boetticher, Fraktions- und Landesvorsitzender der schleswig-holsteinischen CDU, unter Druck.Foto: dpa
Nach Bekanntwerden seiner Liaison mit einer 16-Jährigen steht Christian von Boetticher, Fraktions- und Landesvorsitzender der schleswig-holsteinischen CDU, unter Druck.

von Bernhard Honnigfort

Rostock - Am späten Sonntagabend hat Christian von Boetticher einen Schlussstrich gezogen: Wegen einer Affäre mit einem 16-jährigen Mädchen ist der schleswig-holsteinische CDU-Politiker zurückgetreten.

Der 40-jährige Landes- und Fraktionsvorsitzende, der im kommenden Mai bei der Landtagswahl Peter Harry Carstensen als Ministerpräsident beerben sollte, gibt Parteivorsitz und Spitzenkandidatur ab. Am Fraktionsvorsitz will er nach eigenen Angaben festhalten.

Die Nord-CDU will auf einer Sitzung des erweiterten Landesvorstands am Dienstag das weitere Vorgehen beraten. CDU-Landesvize Angelika Volquartz sagte, die Liebesbeziehung zu einer damals 16-Jährigen sei unstrittig rechtlich zulässig. Boetticher habe aber deutlich gemacht, dass "er die moralische Komponente falsch eingeschätzt hat".

Name auf Plakaten überklebt

Nachdem am Wochenende seine Liebelei aus dem vergangenen Jahr erstmals öffentlich wurde, herrschten Entsetzen, Staunen und Wut in der Nord-CDU. Die Union in Neumünster, die von Boetticher zu einer Veranstaltung eingeladen hatte, überklebte sofort seinen Namen auf ihren Plakaten.

Über die Affäre war in der CDU-Spitze wohl schon länger getuschelt worden. Man wusste, dass sich der damals noch unverheiratete Politiker schon im Frühjahr 2010 von der jungen Dame getrennt hatte, im Frieden und ohne Krach. "Menschlich vernünftig", hieß es.

Die beiden sollen sich Anfang 2010 auf Facebook kennen gelernt haben. Anfangs gab es nur Mails, dann einige Treffen. Angeblich hatten die Eltern des Mädchens nichts dagegen. Im Mai 2010 soll von Boetticher einen Schlussstrich unter die Affäre gezogen haben. Damals war klar, dass er als Carstensens Nachfolger aufgebaut werden soll.

Zweieinhalb Stunden lang hatte von Boetticher am Sonntag im geschäftsführenden Landesvorstand, also ohne Carstensen, über seine schwierige Lage gesprochen. Dann ging er wortlos und mit bitterer Miene schweigend an den Journalisten vorbei und fuhr zur Pressekonferenz. "Es war schlichtweg Liebe", sagte er dort. Diese sehr ungewöhnliche Liebe sei auch vom Umfeld der beiden akzeptiert worden.

Rechtlich ist eine intime Beziehung zu einer 16-Jährigen zulässig. In der immer noch deutlich konservativen Nord-CDU war ein solches Verhältnis für viele aber offenbar nicht tolerabel. In Kieler Unionskreisen soll das Techtelmechtel für Unmut gesorgt haben. "Das geht einfach nicht. Das kann man der Partei und der Bevölkerung nicht zumuten", sagte ein einflussreicher Christdemokrat - keine Einzelmeinung. Eine Affäre mit einer 16-Jährigen sei ein "gesellschaftlicher Tabubruch", den die Bürger von Schleswig-Holstein nicht hinnehmen würden, hieß es.

Desaster für Merkels CDU

Für Angela Merkels CDU, seit Monaten auf der Suche nach verlorenen Werten, scharfem Profil, Kanten und einem erkennbarem Markenkern, sind die kleine Liebesaffäre und der anschließende Sturz von Boettichers ein Desaster. Nun mischen sich in all den Ärger um Atomausstieg und Bundeswehrreform, in den Zorn der CDU-Oldies und die Debatten über Führungsschwäche und Orientierungslosigkeit, in Euro-Ängste und Schulden-Sorgen auch noch Zweifel an der Seriosität des Unions-Führungspersonals.

Es droht ihr zudem der Verlust Schleswig-Holsteins als CDU-Land. Peter Harry Carstensen hatte im September 2010 den Parteivorsitz an von Boetticher abgetreten. Im Mai war er zum Spitzenkandidaten gekürt worden. Ihn sofort vom Landtag zum Regierungschef wählen lassen, trauten sich CDU und FDP nicht. Aus Angst vor fehlenden Stimmen im eigenen Lager.

Im Mai 2012 geht es gegen SPD-Herausforderer Torsten Albig, den angesehenen Kieler Oberbürgermeister. Alles deutet auf ein rot-grünes Bündnis.

Berliner Zeitung, 15.08.2011

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