miércoles, 19 de enero de 2011

"STREIT UM FRAU SARRAZIN"

UMGANG MIT SCHÜLERNStreit um Frau Sarrazin

Berlin erlebt in diesen Tagen eine weitere Sarrazin-Debatte. Diesmal geht es um die Ehefrau des Ex-Bundesbankers. Eltern werfen ihr vor, zu hart mit Kindern umzuspringen.

Ursula Sarrazin (Archivfoto von 2009)

Ursula Sarrazin (Archivfoto von 2009)

Sarrazin – der Name steht in Deutschland für Streit. Er steht für eine Debatte über die tatsächliche oder vermeintliche Integrationsunwilligkeit muslimischer Migranten. Und er steht im weiteren Sinne für ein Gegenkonzept zu Multikulti und softer Reformpädagogik.

In Berlin findet diese Debatte nun ihre Fortsetzung, doch diesmal steht nicht der Ex-Bundesbanker und Buchautor Thilo Sarrazin im Mittelpunkt, sondern seine Frau: Eltern beschuldigen Ursula Sarrazin, die als Grundschullehrerin in der Hauptstadt arbeitet, Schüler unverhältnismäßig hart zu behandeln. Es mag in Berlin Dutzende ähnliche Vorwürfe gegen Lehrer geben, interessiert hat das die Öffentlichkeit bislang selten. Das Ehepaar Sarrazin ist sich deshalb sicher, dass der Streit politisch motiviert ist und spricht von "Sippenhaft". Und Berlin debattiert seither über Disziplin und Lehrerautorität.

Die Vorwürfe gegen die 59-jährige Lehrerin wiegen schwer. Etliche Eltern der Reinhold-Otto-Grundschule im bürgerlichen Ortsteil Westend, an der Sarrazin unterrichtet, beschwerten sich schon 2008 und 2009, die Lehrerin würde im Unterricht die Beherrschung verlieren und Kinder anschreien.

Jetzt haben sich Eltern an die Öffentlichkeit gewandt. Ein japanisch-stämmiger Junge soll von Sarrazin "Suzuki" genannt worden sein. Klassenkameraden hätten es ihr dann kichernd nachgemacht. Eltern warfen ihr vor, dass sie ihre Kinder bloßgestellt, eingeschüchtert und unter Druck gesetzt habe. Angeblich durften Erstklässler beispielsweise nicht auf die Toilette gehen, bis sie sich in die Hose gemacht hatten.

Schon 2001 – als ihr Mann noch nicht wegen seiner provozierenden Thesen berühmt war – war Ursula Sarrazin an einer anderen Schule in Charlottenburg in die Kritik geraten. Sie soll unter anderem einen Jungen mit einer Blockflöte auf den Kopf geschlagen haben. Allerdings hatte die Untersuchung damals keine dienstrechtlichen Konsequenzen; Frau Sarrazin verließ die Schule freiwillig.

Sie bestreitet alle Vorwürfe. Den Namen des japanisch-deutschen Schülers hätte sie aus Versehen falsch ausgesprochen. Sie stelle zwar Regeln auf, an die sich die Schüler halten sollen, aber sie würde die Kinder nie anschreien. Einige Eltern türkischer Kinder, so Sarrazin, würden üble Nachrede betreiben und auch die Schulleitung und ein Lehrer hätten gegen sie gehetzt.

Jetzt eskalierte die Situation. Sarrazin-Unterstützer schickten Drohbriefe an den Schuldirektor und die Elternvertreter, worauf diese die Polizei benachrichtigten. Das Ehepaar Sarrazin wiederum hat einen Anwalt eingeschaltet, um gegen einige der Eltern vorzugehen.

Inzwischen sah sich sogar der Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner gezwungen, in den Streit einzugreifen. Er setzte einen Schlichter ein, der zwischen der Lehrerin, dem Schulleiter der Reinhold-Otto-Grundschule und den Eltern der betroffenen Kinder vermitteln soll. Zöllner hofft, dass so "die notwendige Ruhe wieder voll und ganz hergestellt werden kann", wie ihn derTagesspiegel zitiert.

Dass der Streit so beendet werden kann, ist allerdings fraglich. Denn längst geht es um mehr, als nur zu prüfen, ob eine Lehrerin im Umgang mit ihren Schülern Fehler gemacht hat. Aus dem Fall ist eine Debatte um das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern, um Autorität und Respektgeworden.

Eine neue Diskussion ist das nicht. Schon lange vor dem aktuellen Fall haben sich Eltern über zu strenge Lehrer beschwert. Umgekehrt ist Ursula Sarrazin nicht die erste Lehrerin, die über schwierige Schüler, desinteressierte Eltern und inkonsequente Kollegen klagt. Auch das Lamento, dass viele Kinder sich heutzutage nicht mehr konzentrieren könnten, ist keineswegs ein neues. Viele Lehrer, Bildungsforscher und -politiker beschäftigt dies seit geraumer Zeit.

Dennoch taugt der Fall Ursula Sarrazin für einen ausufernden Streit in der Berliner Landespolitik. Der Linken-Politiker Stefan Zillich möchte über Respekt und Verbindlichkeiten reden. Die Bildungsexpertinnen Mieke Senftleben von der FDP und Felicitas Tesch von der SPD betonen, dass man ohnehin plant, die Eltern stärker zu verpflichten. Eltern und Schüler müssen an vielen Schulen schon jetzt Papiere mit Regeln des guten Umgangs unterschreiben. Senftleben überlegt, die Eltern zu weitergehenden Verträgen zu verpflichten, in denen zum Beispiel vereinbart wird, dass diese ihren Kindern ein Frühstücksbrot mitgeben. Özcan Mutlu von den Grünen fordert hingegen mehr Personal, damit die Schulen besser arbeiten könnten. Die Sarrazins halten die Politik einmal mehr auf Trab.

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